Ernst Krenek DAS GEHEIME KÖNIGREICH

Staatstheater Kassel, Premiere: 13. Juni 2009

 

BESETZUNG

 

Musikalische Leitung: Christopher Ward

Inszenierung: Lisa Marie Küssner

Bühne und Kostüme: Judith Patricia Schenk

Dramaturgie: Dorothee Hannappel

 

Der König: Hans Lydman

Die Königin: Ingrid Frøseth

Der Narr: Julian Orlishausen

Der Rebell: János Oscovai

Die drei singenden Damen: Nayeon Kim, Nohad Becker, Sandra Janke

Erster Revolutionär: Anton Kwon

Zweiter Revolutionär: Eirik Roland Egeberg-Jensen

 

 

 

KRITIK

Kritik HNA vom 15.6.2009:

 

REVOLUTION IM THEATER

THEATER-JUGENDORCHESTER FEIERT MIT "DAS GEHEIME KÖNIGREICH" ERFOLGREICH PREMIERE

 

Kassel. Na, im Theater geht’s ja zu! Dicke Luft herrscht zwischen dem Regisseur und seinen Untergebenen. In mehreren Sprachen liefern sie sich Wortgefechte. Hier ein paar Brocken Schwedisch, dort ein paar Fetzen Ungarisch. Minutenlang wird gestritten. Dann schmettert ein eitler Tenor seinen Koffer wutentbrannt auf den Boden. Zu heftig auffahrenden Orchesterklängen drängt die Belegschaft den Regisseur an die Wand. Revolution!

 

Mit einem amüsant chaotischen Vorspiel lässt Lisa Marie Küssner ihre Inszenierung von Ernst Kreneks Märchenoper „Das geheime Königreich“ im Schauspielhaus des Staatstheaters Kassel beginnen. Kreneks König wird zum Regisseur, der Hofnarr zum Dramaturgen und die Aufständischen zu Bühnentechnikern – ein pfiffiger Einfall für das 1927 vollendete Stück, das eine recht naive Botschaft im Sinne des Philosophen Rousseau verkündet: Es preist die Rückkehr zum unschuldigen Naturzustand, den Verzicht auf Ruhm und Glanz.

 

Keine Langeweile

Auch in der darauf folgenden Stunde lassen Küssner und Ausstatterin Judith-Patricia Schenk nie Langeweile aufkommen. Kreneks brillante Ensemblesätze finden eine turbulente szenische Entsprechung. Ingrid Frøseth setzt dabei als Königin/Diva mit gepfefferten Koloraturen und furiosem Spiel die Glanzlichter. Sehr positiv fällt auch der Gastbariton Julian Orlishausen (Narr) auf – eine attraktive Stimme ohne Wackler, eine präzise Diktion. Und es gibt einen zauberhaften Bühneneffekt, als die vom Rebellen (János Oscovai) bedrängte Königin in einem Schlauch aus Organzastoff in die rettende Höhe entrückt wird.

 

Kreneks Musik, mal dissonant, mal Schönklang und Tanzrhythmen bietend, ist alles andere als einfach. Umso mehr imponiert das 5.Theater-Jugendorchester. Der Dirigent Christopher Ward, der Kassel in der nächsten Spielzeit verlassen wird, leitet es mit umsichtiger Präzision und animiert den hinter den Profisängern platzierten Klangkörper zu einem anschmiegsamen Soundtrack. Riesiger Premierenbeifall im nicht ganz voll besetzten Schauspielhaus.

Georg Pepl