Eine theaterpädagogische Inszenierung
mit der 12. Klasse der Freien Waldorfschule Frankenthal
im Schuljahr 2022/23
HARLAN THROMBEY:
Guten Abend, verehrtes Publikum!
Entschuldigen Sie bitte diesen Aufzug… Aber für die Kunst ist kein Opfer zu groß – nicht mal das des eigenen Lebens. Und so bleibt mir nichts anderes übrig, als in diesem Aufzug vor Sie hinzutreten, verehrtes Publikum.
Mein Name ist Harlan Thrombey. Ja, richtig: DER Harlan Thrombey.
Die meisten unter Ihnen werden meine Bücher kennen, meinen Verlag „Blood like wine“. Ja, ganz richtig: Kriminalromane sind meine Spezialität.
Aber für mein neustes Projekt, mein ultimatives Opus, habe ich das Medium gewechselt. Papier reicht da nicht mehr aus.
Film, Hollywood, Netflix – das werden Sie jetzt denken, Ladies and Gentlemen… Aber nein, weit gefehlt. Da kennen Sie mich anscheinend doch weniger gut als gedacht…
Aber ich gebe Ihnen einen Tipp: Sie sitzen mittendrin in meinem neuen Medium. Kein anderes eignet sich so gut für mein Opus magnum wie das Theater.
Mein ganzes Leben lang habe ich gespielt, mit meiner Familie, meinen Untergebenen gleichermaßen wie mit meinen Lesern. Mein Leben ist von jeher Theater gewesen – Theater in seiner Reinstform. Da soll auch mein Tod nicht aus der Reihe tanzen, mehr noch: er soll mein Werk krönen, und Sie, verehrtes Publikum, haben die Ehre heute dabei zu sein: Die vierte Wand habe ich persönlich für sie eingerissen. Aber fühlen Sie sich ganz frei: Fürchten Sie sich, haben Sie Mitleid und lassen Sie sich läutern. Oder mögen Sie es lieber mit ein wenig mehr Distanz? Dann habe ich auch den einen oder anderen Verfremdungseffekt für Sie parat.
Genießen oder durchleiden Sie den Abend in vollen Zügen – ganz nach ihrem Belieben! Wir sehen uns wieder!